Im Gegensatz zu einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) die während eines klar zeitlich abgrenzbaren Zeitraumes durch klar benennbare traumatisierende Situationen entstanden ist, findet bei einer K-PTBS (komplexe Posttraumatischen Belastungsstörung) eine Dauertraumatisierung statt, meist von frühester Kindheit an. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch oft von einem Entwicklungstrauma. Der m. M. n. wichtigste Unterschied ist die Art und Weise der Flashbacks. Bei einer PTBS erscheinen diese meist in Form von Bildern. Bei einer K-PTBS sind es meist ganz starke Emotionen die sich nur sehr schlecht kontrollieren und beschreiben lassen (sog. emotionale Flashbacks). Auslöser können ganz banale Situationen sein, ein Geräusch, ein Geruch, ein Stichwort, ein Blick, eine Geste - man spricht dann von sog. Triggern.
Menschen mit einer K-PTBS waren meist schon von frühester Kindheit an psychischen Demütigungen und massiven Entwertungen ausgesetzt. Es kann, muss aber nicht zu körperlicher Gewalt gekommen sein. Wir befinden uns hier also in toxischen (dysfunktionalen) Familiensystemen mit Mitgliedern die an einer Persönlichkeitsstörung leiden und diese im System ausleben. Im amerikanischen Diagnosesystem (DSM) findet man diese meist im Cluster B. Dazu gehören folgende Persönlichkeitsstörungen:
Allen gemeinsam ist die emotionale Instabilität. Meist
sind diese toxischen Persönlichkeiten geprägt durch eine Mischung aus den o.g. Symptomatiken. Sie nutzen ihre Systeme (Familie, Freunde, Beruf, Ehrenamt etc.) als Kompensator für ihre seelische
Not. Es handelt sich hier um kranke Persönlichkeiten die meist in der Kindheit und Jugend Erlebtes später "reinszenieren" mit vertauschten Täter-Opfer-Rollen. Diese Persönlichkeiten haben keinen
Zweifel an der Richtigkeit ihres Verhaltens, deswegen darf auch nicht die geringste Kritik geübt werden.
In einem toxischen Umfeld herrscht „Dauer-Beschuss“ in Form von Gehässigkeiten, Schuldzuweisungen, Beleidigungen, Demütigungen, Manipulationen und Gewalt. Oft findet dies auch ganz subtil und verdeckt statt (passiv-aggressiv). Der Betroffene zweifelt dann an seiner Wahrnehmung, weil er sich einfach nicht vorstellen kann, dass man zu solchen Bösartigkeiten fähig ist. Für die Betroffenen ist es auch schwer, diese Dynamik nachzuweisen, weil sie meist im Verborgenen stattfindet und die toxische Persönlichkeit alles abstreitet und sich meist ein Umfeld aus Verbündeten geschaffen hat. Das bedeutet, dass sich die Opfer völlig ausgeliefert, einsam, verlassen und in einer „Dauer-Verteidigung“ befinden. Dazwischen gibt es kurzfristig bessere Zeiten und die Betroffenen denken, dass jetzt endlich alles gut wird, dann wendet sich das Blatt aber wieder ganz schnell, oft innerhalb von Sekunden. Dies führt dazu, dass die Betroffenen eine extrem hohe Wachsamkeit entwickeln, weil sie ständig überprüfen, wie die aktuellen Spielregeln sind. Diese Personen sind nur noch im Außen unterwegs, oft haben sie den Kontakt zu sich selbst verloren. Da ist im Prinzip „keiner mehr zu Hause“. Das äußert sich dann oft darin, dass die eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht mehr benannt werden können, weil sich alles nur noch nach dem toxischen Umfeld richtet.
Durch die permanenten Angriffe entsteht ein Dauerstress. In diesem Fall übernimmt der älteste Hirnstamm, das sog. Reptiliengehirn die Führung. Hier findet die Steuerung unserer Stoffwechselprozesse, der Atmung und des Herzschlages statt. Wir haben auf diesen Teil keine bewusste Zugriffsmöglichkeit, er entzieht sich unserer Kontrolle (autonomes Nerven-system). Um der Situation körperlich gerecht zu werden sorgt das Nervensystem für die Freisetzung von Adrenalin. Bei einer Dauerbelastung werden zusätzlich stoffwechselanregende Hormone wie Cortisol von der Nebennierenrinde ins Blut abgegeben, da das Adrenalin zwar sofort, aber nur für kurze Zeit wirksam ist. Diese Reaktionen liefern die Energie für überlebenssicherndes Verhalten, das einer Stresssituation bei Tieren unter artgemäßen Bedingungen angemessen ist: Kampf oder Flucht. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Menschen in traumatischen Situationen noch weitere Reaktionen an den Tag legen können: Erstarrung (Notabschaltung, Dissoziation, Amnesie) oder Unterwerfung (Co-Abhängigkeit). In der amerikanischen Literatur findet man diese Konfliktlösungsstrategien unter dem Überbegriff „4 F“ (fight, flight, freeze, fawn). Übertragen auf körperliche Reaktionen könnten diese 4 Fs z.B. zu folgenden Symptomatiken führen:
Die K-PTBS und deren Begleit-Symptomatiken sind im deutschsprachigen Raum vielen Ärzten und leider auch etlichen Therapeuten kaum oder gar nicht bekannt, es gibt bisher keinen eigenen Diagnoseschlüssel dafür im ICD-10. Wäre dem so, dann könnten sich die Betroffenen meist einen langen leidvollen Weg ersparen, der sie mit den unterschiedlichsten körperlichen und psychischen Symptomen zu den unterschiedlichsten Ärzten und Spezialisten führt. Zu lang andauernder Stress kann gerade wegen der Dauerproduktion von Hormonen zu Schäden oder zum Zusammenbruch des Organismus führen.
Wichtig ist aus therapeutischer Sicht, dass die Betroffenen wieder anfangen sich und ihren Empfindungen, Gefühlen und ihrer Intuition zu vertrauen, dass das sog. Gaslighting aufgedeckt, die Täter-Opfer-Dynamik erkannt und umdefiniert werden kann.
Hier setzt der Systemische Ansatz an: Die lebenslang indoktrinierten falschen Glaubenssätze und Bewertungen werden aufgedeckt. Erlebtes wird umdefiniert, aus einer anderen Perspektive betrachtet und neue Sprachmuster trainiert. Die Opfer-/Täterdynamiken werden aufgedeckt, neue Denk- und Verhaltensmuster besprochen und trainiert, der Selbstwert gestärkt und Grenzen gesetzt (ohne Schuldgefühle).
Ich arbeite mittlerweile seit vielen Jahren mit Betroffenen, habe hunderte von Fällen begleitet. Oft habe ich gemeinsam mit den Klienten in tiefste seelische Abgründe geschaut. Mit den klassischen Methoden aus Therapie und Coaching bin ich immer mal wieder an meine Grenzen gestoßen. Da waren oft Themen, Ängste, Blockaden die sich weder der Klient noch ich mir erklären konnte. Mittlerweile arbeite ich transgenerational d.h. ich beziehe auf Wunsch des Klienten auch die Ahnenlinie mit ein. Eine sehr hilfreiche Unterstützung bietet hier das Lesen im morphogenetischen Feld. Unter Einbeziehung der Seelenprägung und verschiedenen Herausforderungen aus der Ahnenlinie erhält man viele Antworten. Falls der Klient dies wünscht binde ich diese Möglichkeit mittlerweile in der Therapie und im Coaching mit ein. Oft zeigen sich schon nach zwei Behandlungen Ursachen, die man ohne diese Methode nicht gefunden hätte. Im morphogenetischen Feld bekommt man dann oft die Antworten auf vorhandene Symptome und/oder Lebensumstände und man kann dann viel gezielter daran arbeiten. Eine wunderbare Ergänzung für meine tägliche Arbeit. Nähere Infos dazu finden Sie hier: