burnout

Hinter den stark zunehmenden Krankheitsfällen in den Firmen verbirgt sich eine hohe Dunkelziffer an Burnout-Symptomatiken. Im Prinzip kann es jeden treffen. Allerdings bedarf es auch einer ganz bestimmten Persönlichkeitsstruktur um für ein "Ausbrennen" anfällig zu sein. Stark betroffen sind Menschen in sogenannten Helferberufen (Ärzte, Pflegepersonal, Lehrer, Sozialarbeiter usw.), Menschen die verantwortungsvolle Positionen begleiten oder sich selbst sehr hohe Ziele setzen. Und, oft belächelt, aber sehr häufig betroffen sind alleinerziehende Elternteile, weil sie die Dreifachbelastung Job, Erziehung und Haushalt einfach nicht mehr schaffen.

 

Burnout hat viele Namen

  • Ausgebranntsein (Z73.0)
  • Erschöpfungsdepression (F32.9)
  • Anpassungsstörung (F43.2)
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom (G93.3)
  • Neurasthenie (F48.0)

Die Diagnose "Burnout" selbst ist bis heute nicht in der ICD10 (internationale Codierung von Krankheiten) hinterlegt. Ärzte behelfen sich dann gerne durch die eingangs genannten Diagnosen. Letztendlich bedarf es einer genauen Abklärung bevor die "Ausschluss-Diagnose" gestellt werden kann. Das bedeutet, dass Schritt für Schritt Krankheiten, Funktionsstörungen und Dysregulationen auf allen Ebenen des gesamten Organismus "ausgeschlossen" werden müssen bevor ein Burnout-Syndrom diagnostiziert werden kann. Dies setzt eine enge Kooperation mit den Fachärzten voraus.

 

Phasen eines Burnouts

Phase 1:     Überlastung

 

Phase 2:     Aggression, Kampf

Durch vermehrte Anstrengung (Aktivität) und emotionale Verausgabung versuchen die Betroffenen das unausweichliche Scheitern zu verhindern.

 

Phase 3:     Flucht und Rückzug

 

Phase 4:     Isolation und Depression

Oft entstehen erst jetzt ein spürbarer Leidensdruck und ein Bedürfnis nach Hilfe und Unterstützung.

 

burnout Symptome

1.) Emotionale und körperliche Erschöpfung

Müdigkeit, Kraftlosigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis, mangelnder Antrieb

 

2.) Die Persönlichkeit verändert sich

Man erkennt sich selbst nicht wieder. Verhalten und Empfinden entsprechen nicht mehr der ursprünglichen Persönlichkeit. Gefühllose, gleichgültige, zynische oder sarkastische Einstellung gegenüber anderen Menschen. Diese werden abgelehnt, die Faust wird in der Tasche geballt. Selbst geliebte Partner, Kinder oder Freunde werden unwirsch, aggressiv, ohne Verständnis behandelt.

 

3.) Abnehmende Leistungsfähigkeit

Konzentrationsprobleme, zunehmende Fehler bei der Arbeit

 

Ein Teufelskreis entsteht...

 

Der soziale Rückhalt, das tragende Netzwerk werden zerstört. Aufgrund der abnehmenden Leistungsfähigkeit wird man im beruflichen Umfeld angreifbar. Das Leben gerät außer Kontrolle.

 

burnout ursachen

Die Entstehung eines Burnout-Syndroms ist meist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Um die tatsächlichen Ursachen zu verstehen, müssen äußere Umstände und individuelle innere Anteile gemeinsam betrachtet werden.

 

Äußere Umstände für ein Burnout

Dazu zählen unter anderem berufliche Anforderungen, familiäre Belastungen oder gesellschaftliche Erwartungen. Dauerhafte Überlastung, fehlende Erholungsphasen oder ein hohes Maß an (Über-)Verantwortung können zu einem Gefühl des „Ausgebranntseins“ führen. 

 

Innere persönliche Faktoren

Ebenso wichtig sind die inneren Antreiber eines Menschen – persönliche Ziele, Glaubenssätze sowie das individuelle Wertesystem aus „Geboten und Verboten“. Diese Muster sind häufig tief im Unterbewusstsein verankert und entstehen bereits in der Kindheit. Sie bestimmen, wie wir mit Stress, Anforderungen und Rückschlägen umgehen.

Beispiel:
Eine Person trägt den inneren Antreiber „Sei perfekt“ in sich. Sie hat das unbewusste Bedürfnis, immer alles fehlerfrei zu erledigen und keine Schwächen zu zeigen. In Kombination mit einem Arbeitsumfeld, das hohe Leistung und ständige Verfügbarkeit fordert, entsteht schnell ein Kreislauf aus Überforderung, Selbstkritik und Erschöpfung. Selbst kleine Fehler oder Pausen werden als persönliches Versagen gewertet – bis die Energie vollständig aufgebraucht ist.

 

Zusammenspiel der persönlichen Prägung  und äußeren Umständen und Einflüssen

Burnout entsteht nicht ausschließlich durch äußere Belastungen oder nur durch innere Einstellungen. und Prägung. Entscheidend ist das Ineinandergreifen beider Komponenten: Die äußeren Anforderungen treffen auf innere Überzeugungen und Verhaltensmuster – und führen so schrittweise zum Ausbrennen.

 

Der Systemische Ansatz

Genau an diesem Punkt setzt die Systemische Therapie an. Sie ermöglicht es, die Gesamtsituation von außen zu betrachten und die inneren Muster sichtbar zu machen, die unbewusst zu diesem Zustand beigetragen haben. Dadurch können sowohl die Struktur des jeweiligen Systems (z. B. Beruf, Familie, soziales Umfeld) als auch die persönliche innere Haltung reflektiert und nachhaltig verändert werden. Hierzu zählt auch das Aufdecken und Bewusstmachen der sogenannten "Inneren Antreiber".

 


 

Von innen sieht ein Hamsterrad aus

wie eine Karriereleiter!

 


Innere Antreiber

Unbewusste Muster, die zum Burnout beitragen können

Der Begriff "Innere Antreiber" ist ein Modell aus der Transaktionsanalyse. Darunter versteht man  tief verankerte Glaubenssätze, die unser Denken und Handeln stark beeinflussen. Sie entstehen meist in der Kindheit und wirken oft unbewusst im Erwachsenenalter weiter. Wenn äußere Belastungen und innere Antreiber zusammentreffen, kann dies langfristig zu Überforderung, Stress und Burnout führen.

 

Die fünf klassischen Antreiber

1. SEI PERFEKT

Menschen mit diesem Antreiber haben den inneren Anspruch, keine Fehler zu machen. Sie wollen alles bis ins Detail richtig erledigen und setzen sich selbst (und oft auch andere) stark unter Druck. Pausen oder „gut genug“ gelten nicht als ausreichend.

 

2. SEI STARK

Dieser Antreiber vermittelt: „Zeige keine Schwäche.“ Betroffene haben Schwierigkeiten, Hilfe anzunehmen, und versuchen, alles alleine durchzustehen. Gefühle wie Traurigkeit, Erschöpfung oder Überforderung werden verdrängt – bis die Energie schließlich aufgebraucht ist.

 

3. MACH ES ALLEN RECHT

Hier steht das Bedürfnis im Vordergrund, gemocht zu werden und niemanden zu enttäuschen. Betroffene stellen ihre eigenen Wünsche oft zurück, um Anerkennung zu erhalten. Die eigenen Grenzen werden dabei leicht übergangen, was zu chronischer Überlastung führen kann.

 

4. STRENG DICH AN

Dieser Antreiber sorgt dafür, dass jede Aufgabe mit maximalem Einsatz erledigt werden muss – egal, wie unwichtig sie eigentlich ist. Entspannung oder Leichtigkeit fühlen sich für diese Menschen „verboten“ an. Dadurch fehlt ihnen dauerhaft Erholung.

 

5. BEEIL DICH

Menschen mit diesem Antreiber stehen innerlich ständig unter Zeitdruck. Sie haben das Gefühl, nie genug Zeit zu haben, und hetzen von einer Aufgabe zur nächsten. Auf Dauer führt diese permanente Anspannung zu Stress, Hektik und Erschöpfung.

 

Selbsttest: Innere Antreiber erkennen

Manche inneren Muster begleiten uns schon seit der Kindheit. Sie können uns antreiben – manchmal aber auch auslaugen. Mit diesem kurzen Selbsttest können Sie herausfinden, welche inneren Antreiber bei Ihnen eine Rolle spielen könnten.

 

Fragen

  1. Ich habe das Gefühl, dass Fehler unbedingt vermieden werden müssen – ich möchte alles richtig machen.

    • ☐ Ja

    • ☐ Eher nicht

  2. Es fällt mir schwer, Schwäche zu zeigen oder Hilfe anzunehmen – ich will stark wirken.

    • ☐ Ja

    • ☐ Eher nicht

  3. Ich richte mich oft nach den Bedürfnissen anderer und möchte niemanden enttäuschen.

    • ☐ Ja

    • ☐ Eher nicht

  4. Ich habe das Gefühl, mich bei allem sehr anstrengen zu müssen – egal wie klein die Aufgabe ist.

    • ☐ Ja

    • ☐ Eher nicht

  5. Ich fühle mich häufig gehetzt und unter Zeitdruck – als wäre nie genug Zeit da.

    • ☐ Ja

    • ☐ Eher nicht

Auswertung

  • Frage 1 – „Sei perfekt“

  • Frage 2 – „Sei stark“

  • Frage 3 – „Mach es allen recht“

  • Frage 4 – „Streng dich an“

  • Frage 5 – „Beeil dich“

Überwiegen Ihre „Ja“-Antworten bei einer bestimmten Frage, deutet dies auf den entsprechenden inneren Antreiber hin.

 

Hinweis

Dieser Kurz-Test dient der Selbstreflexion und ersetzt keine professionelle Diagnose. Er kann Ihnen jedoch erste Hinweise geben, welche Muster bei Ihnen besonders stark wirken und möglicherweise zu Stress oder Erschöpfung beitragen.

Der komplette Test umfasst insgesamt 50 Fragen. Ich setze ihn regelmäßig bei Klientinnen und Klienten mit Burnout ein, da er wertvolle Einblicke in persönliche Prägungen und verinnerlichte Verhaltensmuster liefert. Im Internet finden Sie zudem zahlreiche Webseiten, die einen kostenlosen Test mit automatischer Auswertung anbieten.