AUSSTIEG AUS TOXISCHEN BEZIEHUNGEN

 

Um eine toxische Beziehung beenden zu können, ist es entscheidend, die grundlegenden Mechanismen innerhalb dieses Systems zu verstehen. Jedes toxische Gefüge weist dabei individuelle Besonderheiten auf, dennoch wiederholen sich bestimmte Muster, die man nach einer gezielten Analyse klar erkennen und durchbrechen kann.

Dynamiken in toxischen Beziehungen

In toxischen Beziehungen erleben Betroffene häufig einen "Dauerbeschuss" an Angriffen – durch ständige Kritik, Schuldzuweisungen, Verdrehung von Tatsachen, Beleidigungen, Demütigungen, Manipulation oder sogar Gewalt. Oft geschieht dies verdeckt und subtil, zum Beispiel in passiv-aggressiver Form oder ausschließlich hinter verschlossenen Türen, sodass es keine Zeugen gibt. Mit der Zeit beginnen die Betroffenen, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln. Es fällt ihnen schwer zu begreifen, wie verletzend und grausam ein Mensch sein kann. Nach außen bleibt diese Dynamik meist unsichtbar, weil die toxische Person alles abstreitet und sich oft zusätzlich Rückhalt im Umfeld verschafft. Für die Betroffenen bedeutet das ein Gefühl völliger Hilflosigkeit, Isolation und Verlassenheit – sie leben in ständiger Verteidigungsbereitschaft und Angst.

Zwischen Harmonie und Konflikt: Diese Achterbahn verstärkt das Misstrauen

Zwischenzeitlich zeigt sich gelegentlich ein ruhigeres, harmonischeres Verhalten – viele hoffen, dass sich die Beziehung endlich stabilisiert. Doch häufig schlägt die Stimmung rasch wieder um, oft innerhalb weniger Sekunden. Dadurch entwickeln die Betroffenen eine extreme Wachsamkeit und befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft, weil sie unablässig die „Spielregeln“ beobachten.

Verlust der Selbstwahrnehmung und Identität

Betroffene verlieren häufig den Zugang zu sich selbst – es ist, als sei „niemand mehr zuhause“. Eigene Wünsche werden kaum noch benannt; alles richtet sich allein nach den unvorhersehbaren Impulsen des toxischen Umfeldes.

Schweigebehandlung in der Kindheit – psychischer Missbrauch durch toxische Eltern

Schweigebehandlungen gehören zu den schwersten Formen von psychischem Missbrauch und hinterlassen oft tiefgreifende Kindheitstraumata.

 

Aus meiner Praxis:

Eine Klientin berichtete, dass ihre Mutter in der Kindheit plötzlich grundlos tagelang – manchmal bis zu zwei Wochen – nicht mehr mit ihr sprach. Das Mädchen versuchte verzweifelt, den Kontakt wiederherzustellen, entschuldigte sich sogar, ohne den Grund für das Schweigen zu kennen. Doch die Mutter wies dies ab mit der Begründung, wenn sie noch nicht mal wisse warum sie nicht mehr mit ihr rede, sei die Entschuldigung auch nicht ernst gemeint. Die Mutter schwieg weiter, bis sie irgendwann unvermittelt wieder sprach.

 

 

Die Folgen solcher Schweigebehandlungen sind gravierend: Kinder zweifeln an ihrer Wahrnehmung (Gaslighting), entwickeln Co-Abhängigkeit und Unterwerfungsverhalten und verlieren das Vertrauen in sich selbst. Der Selbstwert wird massiv geschwächt – mit Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter. Es entsteht das Gefühl, dass alle anderen in Ordnung sind, nur mit mir stimmt was nicht. Das ist eine der Hauptdynamiken für die Entstehung einer komplexen PTBS.

Warum der Ausstieg so schwierig ist

Im Laufe der Zeit entsteht eine regelrechte emotionale Abhängigkeit – selbst wenn der Verstand klar erkennt, wie schädlich die Beziehung ist. Viele bleiben dennoch jahrelang, manche ihr Leben lang, in dieser Situation gefangen. Außenstehende tun sich oftmals schwer nachzuvollziehen, wie jemand sich so unterdrücken, demütigen oder manipulieren lassen kann.

Toxische Beziehungsmuster treten in vielen Kontexten auf

Diese destruktiven Dynamiken sind keine Seltenheit. Sie finden sich nicht nur in der Herkunftsfamilie, sondern auch in Partnerbeziehungen, im beruflichen Umfeld, im Freundeskreis oder sogar in Vereinen.

 

Ausblick auf weiterführende Inhalte:


 

Das Leben verlangt von uns oft,

dass wir Dinge wegstecken,

für die wir keine Taschen haben.

Unbekannt